"Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

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Metatron
Gelöschter Benutzer

"Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

von Metatron am 03.03.2011 16:34

Da auf Fanfiktion.de nun baldig mein vierjähriges Jubiläum vor der Tür steht und ich durchaus auf eine Reihe Geschichten, Kurzstories etc. zurückblicken kann, stellte sich mir beim Betrachten meiner älteren Werke und deren Reviews durchaus eine Frage.

Ist es sinnvoll jungen Autoren, die auf ff.de mit ihrem Erstlingswerk aufschlagen, eine Art "Welpenschutz" zu gönnen. Ergo: Ist es richtig bei der ersten Geschichte immerdar, selbst wenn es die größte Katastrophe ist, ein Auge zu zudrücken und einen Streichelkurs zu fahren? Oder sollte man als Kritiker sein gewohntes Programm herunterspulen.

Was haltet ihr vom Welpenschutz? Gut? Schlecht? Angebracht oder doch der Garant für steigende Selbstüberschätzung des Jungautors?
Ich eröffne die Debatte.

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Some
Gelöschter Benutzer

Re: "Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

von Some am 03.03.2011 16:45

Yays genau mein Thema:

Also meine Wenigkeit findet, dass Welpenschutz keine Ausrede für schlechte Geschichten sein sollte. Natürlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und aller Anfang schwer, (jetzt kommt das fette) aber falls man den Leuten nciht direkt ehrlich sagt, was man von ihren Werken hält, dann bildet sich bei ihnen eine falsche Vorstellung. Wozu soll man auch etwas ändern, wenn es allen gefällt?

Sie werden später Kritik nicht mehr richtig annehmen, wenn sie zuvor dermaßen gelobhudelt worden sind. Das fällt mir zumeist bei vielen Frischlingen auf, bei denen zwischen all den Quietschies ein Review mit Kritik verborgen ist.

Warum ich so hart bin, was das betrifft, hat den einfachen Grund, dass ich bei meinen Anfängen vor zwei Jahren explizit um harte Kritik gebeten habe, insbesondere um ein Bild von meinen Fähigkeiten zu bekommen und schlichtweg zu erfahren, ob es ein Hobby mit Zukunft sein könnte. Ganz ehrlich, wer spielt weiterhin ein Instrument, wenn er nach Monaten des Übens nichts gebacken bekommt?

Deswegen sehe ich das so: Wer hochlädt, will Rückmeldung und die sollte man so ehrlich wie möglich geben.

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Blackrider

28, Weiblich

RPG Zorro

Beiträge: 996

Re: "Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

von Blackrider am 03.03.2011 19:16

Interessantes Thema, da ja gerade durch 'Welpenschutz' einige Leute denken, sie hättens drauf.

Ich finde, man sollte pro und contra geben, soll heißen, wenn die Idee einer Geschichte gut ist, Grammatik und Rechtschreibung allerdings grauenhaft und oder die (OP) Charaktere vollkommen Out of Charakter sind, sollte man das sagen, auch wenn es sich um das Erstlingswerk einer 12-13 jährigen handelt, die einfach nur "Boar wie geiiiilo" Revs haben will.

Denn ich denke ähnlich wie Some, eigentlich (und ich betone eigentlich) läd man ja seine Geschichte hoch um zu wissen, ob man die Charaktere gut getroffen hat, ob andere (vielleicht) mehr erfahrene Autoren die Grundidee sowie die Darstellung im Allgemeinen gut finden.

Ich zumindest würde mir öfters hilfreiche Kritik an meinen Werken wünschen, die leider sehr rar ist, da die, die wirklich konstruktive Kritik geben, anscheinend langsam aufgeben den jüngeren zu zeigen, was sie noch falsch machen, oder was sie besser machen könnten.

Ich selbst nehme zwar meistens wahr, wenn eine Geschichte die Erste der jeweiligen Autorin, oder des Autors ist, und versuche bei diesen Storys eine umfassende Kritik zu geben um ihnen meine Meinung zu sagen, natürlich ehrlich gemeinte Kritik (etwas anderes wäre nicht hilfreich), aber ich versuche die Autoren nicht zu sehr mit Lob zu beschmeißen (außer die Story ist wirklich absolut gelungen^__- ).


Man sollte schon eeeetwas sanfter mit den 'Neulingen' (?) umgehen, man sollte sie auf ihre Fehler hinweisen, sie jedoch niemals völlig entmutigen, weil bei vielen die Chance auf Besserung nicht vollkommen hoffnunfslos ist und sich jeder mit hilfreicher Kritik verbessern kann, wenn er/sie es wirklich wollen und ihnen das wichtig ist.



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Yamuri

45, Weiblich

RPG Law

Bleep-chan

Beiträge: 164

Re: "Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

von Yamuri am 04.03.2011 08:41

Ich finde generell, dass es immer der Ton ist, der die Musik macht.
Die Frage lässt mich an ein Szenario aus einem anderen Forum denken.

Eine Reihe von Lesern war höchst empört über das Werk eines Autors und wollte entsprechend dieses Werk nicht in ihrem Forum sehen.
Sie kritisierten das Werk stark.
Als ich das Werk las empfand ich, dass sie mit ihrer Kritik in manchen Punkten durchaus nicht Unrecht hatten.
Nun hatte ich bereits Kontakt zu dem Autor aufgenommen und bereits im Voraus mich intensiver mit ihm unterhalten.
Ich beschloss, da der Autor auch meine Meinung hören wollte, ihm diese so darzulegen, dass er sie verstehen könne und auch etwas damit anfangen.
Also begann ich vorsichtig mit meiner Kritik, versuchte jeden Punkt genau zu erklären und darzulegen warum ich was, wie empfinde und was ich konkret verbessern würde.
Siehe da, der Autor reagierte auf mich absolut nicht angepisst oder verärgert.
Im Gegenteil, er seufzte und meinte, wenn das so ist, wieso haben mir dei andren das denn nicht gesagt.
Die anderen hatten dieselbe Kritik wie ich, aber scheinbar waren sie nicht in der Lage dem Autor in einem sachlichen Ton begreiflich zu machen wo die Mängel liegen, was bei dem Autor Frust und Zorn hervorrief.

Dieses Erlebnis bestärkt in mir die Ansicht, dass Kritiken auch gelernt sein wollen und dass es darauf ankommt, dass auch wir als Kritiker uns ordentlich ausdrücken und uns Mühe geben.

Ich finde es auch bei Erstlingswerken gut konstruktive Kritik abzugeben.
Doch finde ich, dass man immer, bevor man schreibt überlegen muss, wie könnte das beim andren ankommen und vorallem, ist meine Kritik für den Autor verständlich.

In einigen Fällen kann es auch ratsam sein, nicht öffentlich die Kritik anzubringen, sondern den Autor persönlich und über PM anzuschreiben. Dann fühlt sich der Autor nämlich gleich nichtmehr so preis gegeben und vor allen kritisiert, was die Reaktionen meist

Wenn wir uns vorher überlegen, wie würden wir selbst die Kritik hören wollen, wenn es unser Werk wäre und wir Mist gebaut hätten, dann wird es uns denke ich besser gelingen Kritiken zu verfassen, die beim Autor auch ankommen und von diesem positiv aufgefasst und später auch beherzigt werden.

Natürlich gibt es immer schwarze Schafe, aber diese dürfen uns nicht von einem humanen Umgang mit anderen abhalten, ganz egal ob es sich um Schreibneulinge oder alte Hasen handelt. Hinter jeder Geschichte steht ein mensch mit Emotionen, ein Mensch der vielleicht just an dem Tag, wo wir die Kritik verfassen einen richtig miesen Tag hatte, was wir nicht wissen können, und wenn man schon schlecht gelaunt ist, dann neigt man auch dazu leichter wegzuhören, wenn dann noch wer daher kommt und meckert.

Daher, das ist mein Ratschlag dazu: Kritik schreiben, Kritik vor dem abschicken genau lesen und sich überlegen wie kommt das an, wie würde ich mich fühlen wenn ich das zu lesen kriege und dann gegebenenfalls umformulieren und privat schicken. Gerade wenn die berechtigte Kritik etwas Härte rausfällt sollte man sie privat übermitteln und nicht öffentlich. :)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.03.2011 08:42.

Yamuri

45, Weiblich

RPG Law

Bleep-chan

Beiträge: 164

Re: "Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

von Yamuri am 04.03.2011 09:39

PS (das is jetzt ein bisserl OT und eigentlich mehr auf Reviews schreiben im Allgemeinen bezogen):

Wirklich konstruktive Kritik ist auch was wofür ein Leser wirklich genau lesen muss und sich Gedanken machen.
Vielfach, mir geht es da auch so, wollen aber Leser einfach nur ein bisschen schmöckern und sich berieseln lassen.

Könnte mir durchaus vorstellen, dass es nicht nur damit zusammenhängt, dass einige Jungautoren schnell beleidigt auf Kritik reagieren, sondern auch, dass manche Schwarzleser einfach nur aus Spaß lesen, ihnen Kritik geben generell schwer fällt und sie keine Arbeit aus dem Lesen machen wollen.
Das kann ich irgendwie auch verstehen.

Bei mir ist es auf jeden Fall so, dass wenn ich anfangen seltener Reviews zu geben es einfach so ist: Ich will mich beim Lesen entspannen. Wenn ich aber eine Kritik geben will/soll, kann ich mich nicht dabei entspannen. Ich muss dann anders lesen als wenn ich einfach nur eintauchen möchte, Teil der Geschichte sein. Und das ist mir je nachdem was im RL grade so passiert, manchmal eben zu anstrengend. Da will ich dann nur lesen und nicht den Lektor spielen, der die Geschichte korrigiert. Dafür sollte eigentlich in erster Linie ein Betaleser da sein und nicht die Leserschaft selbst.

Manche Fehler sind zwar so offensichtlich, dass sie einem sofort ins Auge springen und man sie dann durchaus gleich erwähnen kann. Aber bei guten Geschichten (und ich lese zur Zeit nur Sachen, die mir empfohlen wurden oder die schon auf meiner Liste sind), da ist es bei mir mit Anstrengung und Zeitaufwand verbunden ein Review zu verfassen, wozu ich bisweilen zu müde bin.

Auch merke ich, dass es mir wesentlich einfacher fällt Kritiken abzugeben, wenn ich im direkten chat-Kontakt mit dem Autor stehe, weil dann konkret über die Punkte, wo was nicht stimmt gesprochen werden kann.
Dadurch kann man dann auch oft vermeiden, dass etwas falsch ankommt oder sofort, wenn man merkt, ups das wurde jetzt falsch verstanden, das berichtigen und dem Autor sagen 'Moment, das hab' ich anders gemeint, du missverstehst grade worauf ich raus will'.

Aber in jedem Fall finde ichs auch wichtig, dass man ehrlich seine Meinung sagt. Das Zauberwort ist halt immer das 'wie'

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Some
Gelöschter Benutzer

Re: "Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

von Some am 04.03.2011 13:31

Natürlich schreibe ich dann nicht "das war totaler Müll", selbst wenn ich das manchmal am liebsten tun würde, es hilft ja auch keinem weiter. Nein, ich schreibe dann, wie Yamuri es schon gesagt hat, in einem Ton, den ich selber gerne lesen/hören würde und begründe mein Missfallen einzelner Punkte. Bei mir aufgefallenen Fehlern liste ich sie einfach auf. Ich bin selbst jemand, der Tippfehler gerne übersieht und finde sehr hilfreich, wenn Leser einem dann die aufgefallenen schreiben, sodass man nicht ewig suchen muss (wie gesagt: ich überlese das Meiste einfach xD)

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Metatron
Gelöschter Benutzer

Re: "Welpenschutz" - Richtig oder falsch?

von Metatron am 04.03.2011 18:11

Niedermachen würde ich so gesehen weder einen Neuling noch einen alten Hasen. Das ist nicht der Sinn von Kritik und zeigt nur, dass man sich selbst über andere erhaben fühlt und nie eigene Fehler macht. Es ist unfair allen Autoren gegenüber, nicht nur den Neulingen. Aber gewisse Grundvoraussetzungen bei einem Autor darf man schon beim ersten Mal erwarten. Der Rest muss oft noch gelernt werden und das ist Aufgabe der konstruktiven Kritik.

"Welpenschutz" hat eine Berechtigung, zumindest unter Hobbyautoren, muss jedoch wohldosiert eingesetzt werden.

Zu allererst sollte die Geschichte selbst beurteilt werden, egal, ob es sich um einen neuen Autor handelt oder nicht. Das bestimmte Fehler, wie mangelnde Rechtschreibung oder Grammatik, nicht gemacht werden, kann man auch von einem Neuling erwarten.
Ich nenne es gerne die Grundkriterien einer Geschichte. Auch von einem Welpen lässt sich erwarten, dass er versucht, seine Texte leserlich zu gestalten, wenn er sie an die Öffentlichkeit bringt. Ob es dann noch in gewissen Punkten am Layout mangelt, ist eine andere Sache. Aber dass man dem Leser kein Rechtschreib- und Grammatikverseuchtes Etwas in einem einzigen, riesigen Absatz präsentiert, ohne Zeilenschaltung etc., das dürfte eigentlich vorausgesetzt werden. Oder nicht?

Kuschelreviews helfen keinem Neuling, auch wenn man ein gewisses Mitleid mit dem ersten Versuch voraussetzen kann. Alle Autoren haben mal klein angefangen. Doch geholfen, sich weiterzuentwickeln haben nicht unbedingt samtweiche Worte, sondern ernsthafte, konstruktive Kritik.

Bei Neulingen bin ich eigentlich weder überkritisch noch zuvorkommend. Ich weiß nicht konkret, in wie vielen Archiven ein Autor schon gepostet hat und es interessiert mich auch nicht. Mich interessiert erst einmal das Endprodukt, die Geschichte, nicht der Mensch dahinter. Allenfalls kann ich das Kriterium Neuling mit heranziehen, aber es ist für mich auch keine Entschuldigung für alles.

Was die Geschichte betrifft, setze ich bei den Grundkriterien die gleichen Maßstäbe an, wie bei allen Autoren. Bei den Dingen, die darüber hinausgehen, lässt sich streiten, da vielen Welpen das "Fingerspitzengefühl" für einen logisch durchdachten, ernsthaft durchgängigen Plot fehlt. Das muss erst erprobt und gelernt werden. Da würde ich bei einem Neuling schon eher ein Auge zudrücken. Ob die Geschichte an sich perfekt ist? Nun, kann ich das von Hobbyautoren grundsätzlich erwarten? In dieser Hinsicht drückt man gern ein Auge zu, aber allzu katastrophal sollte die Geschichte dann auch bei einem Neuling nicht sein.

Wie Some schon sagte, sollte man Kritik so verfassen, wie man sie selbst bei sich hören möchte. Natürlich sollten verbale Seitenhiebe oder etwaiges Proletentum vermieden werden. Es gibt genug Kritiker, die das nicht können. Ich hatte schließlich auch mal einen pseudo agressiven Reviewer, der alles so umgemünzt hat, damit er sich selbst über andere stellen und Autoren persönlich angreifen konnte. Bei aller Liebe zum geschriebenen Wort, doch soweit darf es niemand treiben.

Metatron
xoxo

Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.03.2011 18:02.

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